Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 3

S. 94 - Texterweiterung der 8. Auflage (1920)

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[Die Seitenzählung entspricht der 8. Auflage.]

<*93> Die Bemerkungen "über die besondere Art des Vortrages verschiedener Tonsetzer" (III. Theil, Kap. XV) geben gute und praktische Ratschläge. Jeder Komponist ist nach seiner Art zu spielen, also Clementi mit regelmässiger Handhaltung, festem Anschlag und Ton, deutlichem geläufigem Vortrag, richtiger Deklamation; Cramer und Dussek mit schönem Cantabile, ohne grelle Effekte mit schönem <*94> Legato, mit überraschender Gleicheit in Läufen und Passagen, mit schönem Legato und Benutzung der Pedale; Beethoven und Ries charakteristisch leidenschaftlich, melodiös mit allen Mitteln des Ausdrucks und auf den Totaleffekt hin; Hummel, Meyerbeer, Kalkbrenner, Moscheles brillant, geläufig, mit lokaler Deutlichkeit, verständlicher Deklamation, zart und graziös in den Verzierungen und mit elegantem, feinem Geschmack. Als Mischung und Vervollkommnung aller Vorhergehenden entwickelt sich die neue Manier der Thalberg, Liszt, Chopin und ihrer jüngeren Nachfolger: Erfindung neuer Passagen und Schwierigkeiten (folglich neuer Wirkungen) und äussert gesteigerte Ausnutzung aller mechanischen Hilfsmittel des Fortepiano.

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