Koch: Musikalisches Lexikon

Bewegung.

<241> In der Musik ist sie das Mittel, wodurch gleichsam der an sich todte Ton lebendig wird. Der Ausdruck Bewegung bezeichnet in der Kunst zwey besondere Begriffe; erstlich die Bewegung der Töne zu andern höhern oder tiefern Tönen, oder mit andern Worten, die Bewegung derselben in Ansehung ihres Steigens oder Fallens, und zweytens die Geschwindigkeit, in welcher die Töne auf einander folgen. Im letzten Falle ist die Rede von dem Grade der Geschwindigkeit, in welchem in Tonstück ausgeübt wird, und man bedient sich gemeiniglich zum Ausdrucke dieses Begriffes der bestimmtern Wörter Taktbewegung, Tempo, oder Zeitmaaß. In dem Artikel Zeitmaaß soll von dieser Bewegung des Nöthigste erinnert werden.

Die Bewegung der Töne in Rücksicht auf Höhe und Tiefe betrachtet man entweder melodisch, oder harmonisch. Die melodische Bewegung, oder mannigfaltige Steigen und <|> Fallen der Töne der Melodie wird mit dem besondern Kunstworte Modulation oder Tonführung bezeichnet; die harmonische Bewegung aber geschieht entweder

  1. dergestalt, daß zwey Stimmen zugleich steigen oder fallen, wie bey Fig. 1; und dieser Fortschritt der Töne wird die gerade Bewegung, lat. modus rectus genannt; oder
  2. so, daß, wenn eine Stimme steigt, die andere fällt, wie bey Fig. 2. Diese Fortschreitung nennet man die Gegenbewegung, lat. modus contrarius; oder
  3. so, daß eine Stimme auf ihrer Stufe verweilt, indem sich die andere auf- oder abwärts bewegt, wie bey Fig. 3. Diese Art der Bewegung pflegt man die Seitenbewegung, lat. modus obliquus zu nennen.
Notenbeispiel Sp. 242, Nr. 1
Notenbeispiel Sp. 241/242, Nr. 2

<|> In der Setzkunst sind diese drey Arten der Bewegung deswegen von Wichtigkeit, weil sie auf die Reinheit des Satzes, oder auf die grammatische Richtigkeit eines Tonstücks viel Einfluß haben. Siehe Fortschreitung der Intervallen.

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