Koch: Musikalisches Lexikon

Bogenhammerclavier.

<263> Ein von dem Mechanikus und Instrumentenmacher Johann Carl Greiner zu Wetzlar erfundenes und von ihm im Jahre 1782 verbessertes Clavierinstrument, welches der Erfinder im ersten Theile des deutschen Merkurs vom Jahre 1783 auf folgende Art beschreibt.

"Dieses Instrument bestehet aus zwey Clavieren, wovon das obere mit Drathsaiten, und das untere mit Darmsaiten bezogen ist, und hat die Form eines gewöhnlichen Claviers. Die Länge beyder Claviere beträgt nach französischem Maaße 3 Schuh 8 Zoll, die Breite 1 Schuh 8 1/2 Zoll, und die Höhe 1 Schuh. <264> Ohngeachtet dieser Körper klein ist, so hat das obere Clavier, das mit abfallenden Hämmern versehen ist, doch einen so durchdringenden Ton, daß es auch bey dem stärksten Fortissimo in dem Orchester durchgehört werden wird. Diese Stärke ist ihm aber nicht allein eigen, sondern mann kann auch das feinste Piano machen, und durch ein crescendo bis zum stärksten fortissimo fortschreiten. Koppelt man aber erst beyde Tastaturen zusammen, welches durch einen einzigen Kniedruck bezweckt wird, so glaubt man ein vollstimmiges Concert zu hören."

"Das untere mit Darmsaiten bezogene Clavier wird vermittelst eines künstlich verfertigten Bogens gestrichen, welcher durch einen einzigen Fingerdruck an der Maschine, in einem Augenblicke mit Colofonium geschärft werden kann, und spricht so wie die beste Violine an; auch gewährt es dem geschickten Spieler eine vortreffliche Bebung. Mann kann jedes Clavier besonders und auch zu gleicher Zeit Beyde spielen. Ueberdies hat das obere Clavier noch verschiedene Veränderungen, die durch einige unten angebrachte Knöpfe mit dem Knie hervorgebracht werden."

Von dem zuerst erfundenen Exemplar dieses Instrumentes sagt Vogler in der ersten Lieferung des zweyten Jahrganges seiner Monatschrift: Der Ton ist streichend, wie jener der Geigen, schneidend, wie der Hoboen, und stark wie ein Gamben-Register der Orgel. Wenn man sangbar darauf spielt, so gleichet es der Menschenstimme in der Orgel; stößt man aber ab, und besonders im Basse, so glaubt man eine Gambe oder Violoncell zu hören.

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