Koch: Musikalisches Lexikon

Cembal d'Amour

<310> ist ein dem Claviere ähnliches Instrument, welches in der ersten Hälfte des verwichenen Jahrhundertes von Gottfried Silbermann zu Freyberg erfunden worden ist. Gerbers Tonkünstler-Lexicon enthält unter dem Artikel Silbermann von diesem Instrumente folgende Beschreibung.

"Selbiges hat vollkommen gleiche Tasten und Tangenten mit dem Klaviere, auch nähert es sich selbigem in der Form. Uebrigens sind die Saiten desselben doppelt so lang als auf dem Klaviere, da sie von dem Tangenten in der Mitte angeschlagen werden und auf beyden Seiten desselben einerley Ton angeben müssen. Eben deswegen befinden sich auch zu beyden Seiten Stege und Resonanzböden. In der Mitte ruhet die Saite auf einem mit Tuch belegten und eingeschnittenen Stöckchen, zwischen welchem Einschnitte die Tangente die Saite berührt und indem sie selbige vom Tuche aufhebt, den doppelten Ton von beyden Seiten hören läßt. Da also die Saiten viel länger als auf dem Klaviere sind, in der <311> Mitte angeschlagen werden, und folglich auf beyden Seiten dem Drucke der Tangente um desto mehr nachgeben, da sie durch nichts daran verhindert werden; so kann durch ein allzustarkes Niederdrücken leicht der Fehler entstehen, daß die Saite zu hoch klingt. Da aber diese einzige Unbequemlichkeit an diesem Instrumente, durch mehrere Schönheiten überwogen wird: so wäre es immer der Aufmerksamkeit eines geschickten Künstlers würdig, darauf zu sinnen, wie diese Unbequemlichkeit zu heben wäre. Die Vorzüge dieses Instrumentes für dem gewöhnlichen Clavichorde bestehen:

  1. in einem stärkern Laute;
  2. in einem längern Aushalten des Tons, und
  3. in einer größern Mannigfaltigkeit der Stärke und Schwäche des Tons.

"Herr Hähnel in Meißen verfertigte nach der Zeit eines dieser Instrumente und verschönerte es nicht allein durch den so genannten Cölestinzug; welchen er vermittelst zwey neben jedem Tangenten angebrachten beweglichen messingenen Stiften in ungleich mehrerer Stärke, als auf dem gewöhnlichen Klaviere hervorbrachte; sondern er hatte auch durch eine mit Tuch belegte Leiste, welche man nach Belieben auf der einen oder andern Seite des Sangbodens, auf die Saiten niederlassen konnte, den Ton dieses Instrumentes, dem gewöhnlichen Klaviere vollkommen gleich gemacht."

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