Koch: Musikalisches Lexikon

Con gravità,

<358> mit Würde, oder mit Ernst, erfordert im Vortrage, besonders auf Bogeninstrumenten, einen sehr markichten Ton <359> und einen unterhaltenden und bedeutenden Strich. Obgleich bey diesem Charakter sich das Zeitmaaß mehr langsam, als geschwinde, bewegt, so dürfen dennoch die Noten (es sey denn, daß sie in geschwinden Figuren vorkommen,) nicht zusammengeschleift, <|> sondern sie müssen abgestoßen, aber nicht scharf und spitzig, sondern mit einem solchen Nachdrucke des Bogens abgestoßen werden, der sie unterhaltend macht. Gesetzt, folgender Satz

Notenbeispiel Sp. 359/360

<|> käme in einem Tonstücke von diesem Charakter vor, so müssen die in demselben enthaltenen Achtel mit dem Punkte nicht allein mit vollem Nachdrucke des Bogens intonirt, sondern auch länger, als es eigentlich ihre Geltung erfordert, ausgehalten, und die darauf folgenden kürzern Noten wieder im Hinstriche, abgestoßen werden. Noch merklicher wird das Eigenthümliche des Vortrages eines grave bey solchen Noten, wie im zweyten Takte. Daß diese beyden einen Einschnitt formirende Viertel nicht zusammengeschleift werden dürfen, wenn der Satz nicht lahm klingen soll, ist sehr fühlbar; sie dürfen aber auch eben so wenig mit einem scharfen oder spitzigen Bogenstriche abgefertigt werden, sondern man muß sie mit einem Bogenstriche spielen, der sich besser praktisch zeigen, als beschreiben läßt. Wer diese Art des Striches nicht kennt, versuche diese Viertel alle beyde mit einem kräftigen Herstriche zu spielen, so wird er sich am leichtesten von der richtigen Vortragsart derselben einen Begriff machen können. Die besten Tonstücke zur Uebung dieser Art des ernsthaften Vortrages sind die Grave der Opern-Ouverturen von Graun und Hasse.

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