Koch: Musikalisches Lexikon

Trio,

<1595> oder Sonata a tre. Im engsten Sinne des Wortes verstehet man unter einem Trio ein Instrumentalstück für drey concertirende Stimmen ohne alle weitere Begleitung, welches verschiedene Sätze von willkührlichem, aber bestimmtem, Charakter enthält. Solche dreystimmige Sonaten, bey welchen die Grundstimmen eben sowohl, wie die beyden Oberstimmen, durchgehends den Charakter einer Hauptstimme behaupten soll, müssen in der gebundenen oder fugenartigen Schreibart gesetzt seyn, und sind in Rücksicht auf die mechanische Behandlung des Satzes noch mehrern Schwierigkeiten unterworfen, als das Terzett, in welchem drey concertirende Singstimmen von einer gewöhnlichen Grundstimme und einigen Nebenstimmen begleitet, vereinigt sind. Diese Gattung des Trio wird seit langer Zeit sehr selten mehr bearbeitet; ehedem war es gemeiniglich unter dem Namen Kirchentrio bekannt. Die seit geraumer Zeit gewöhnlichen dreystimmigen Sonaten, die auch anjetzt noch gebräuchlich sind, bestehen aus zwey concertirenden Oberstimmen, die von einem begleitenden Basse <1596> unterstützt werden, und die in Ansehung ihrer Bearbeitung dem Singduette sehr nahe kommen, und in Rücksicht des Satzes die nemlichen Kenntnisse voraussetzen, die bey Gelegenheit des Duetts bemerkt worden wind. Bey dieser Gattung des Trio gilt übrigens alles, was in dem Artikel Sonate von allen Gattungen der Sonate überhaupt erinnert wird.

Ohngefähr die Mitte des verwichenen Jahrhundertes ist der Zeitpunkt, in welchem diese Gattung des Trio am fleißigsten bearbeitet worden ist, und in welchem viele Tonsetzer sehr schätzbare Produkte dieser Art geliefert haben, die aber größtentheils nur durch Abschriften hier und da verbreitet worden sind, und die theils wegen des späterhin mehr beliebten Quartetts, theils und hauptsächlich aber auch wegen des veränderten Geschmacks der Zeit der Vergessenheit entgegen modern. Unter dieser Sonatengattung zeichnen sich die Flöten-Trio von dem sel. Kapellmeister Graun in Ansehung der Schönheit und des Reichthums der Harmonie, und in Ansehung des fließenden Gesanges, der mit dem Gebrauche des doppelten Contrapunktes in der Oktave, Decime und Duodecime verbunden ist, ganz vorzüglich aus; so daß man, ungeachtet des abgeänderten Geschmacks der Zeit, angehenden Tonsetzern kein vortheilhafteres Studium der Kunstwerke in Rücksicht auf die Harmonie und <1597> auf die Anwendung des doppelten Contrapunktes im galanten Style, empfehlen kann.

Seit geraumer Zeit ist die dreystimmige Sonate, jedoch die für das Clavier mit Begleitung eines andern Instrumentes ausgenommen, durch das anjetzt mehr beliebte Quartett fast gänzlich verdrängt worden.

Es giebt noch eine Gattung des Trio, in welcher eigentlich nur eine Hauptstimme enthalten ist, die von der zweyten Stimme bald in Terzen, bald in Sexten, oder noch öfterer als bloße Füllstimme, begleitet wird. Diese Gattung, wenn sie sich nur einigermaßen behaupten will, erfordert eine Hauptstimme von einem sehr reizenden und ausdrucksvollen Gesange.

Auch von zwey unmittelbar nach einander folgenden Menuetten, von welchen die erste nach dem Vortrage der zweyten wiederholt wird, ist man gewohnt die zweyte das Trio zu nennen. [FN: Siehe Menuet]

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