Mattheson: Der vollkommene Capellmeister

Vorrede, Kap. 7

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VII. Von der Melodie und Harmonie.

<*22> Daß die Melodie aus der Harmonie entspringen soll, ist ein falscher, verführerischer und schädlicher Satz, welcher wohl der Mühe werth war, daß er wiederlegt wurde: [...]

[...] es haben weder die allerschlechtesten Musikanten [...] noch auch die besten Contrapunctisten, als solche, so viel gelernet, daß sie erst die Haupt=Melodie (deren sie keine verlangen noch brauchen) hersetzen, und denn die Harmonie dazu machen solten; sie schmieren vielmehr, absonderlich in Kirchen=Sachen, ihen Harmonischen Kleister fein dick und starck auf das elende Gewebe, und bekümmern sich gantz und gar um keinen feinen ebenen Faden, um keine rechte Melodie, die sie niemahls suchen, und daher auch niemahls finden: sie kennen das Ding nicht. [...]

[...]

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