Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 3

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F.W. Marpurg: Anleitung zum Klavierspielen (1765)

Friedrich Wilhelm Marpurg's "Anleitung zum Klavierspielen, der schönen Ausübung der heutigen Zeit gemäß entworfen." [1. Aufl.: Berlin 1755; 2. Aufl.:] 1765.

Hätte sich Türk's Schule nicht mit den Resultaten dieses kleinen, aber methodisch abgefaßten Werkchens bereichert, so würde eine genauere Bekanntschaft damit sehr lohnend sein. Aber die Regeln <53> über Fingersatz und über Manieren, die hier nächst der gewöhnlichen Ausbreitung über allerhand Elemente den Hauptinhalt bilden. Finden sich in dem oben genannten Werke des Nachfolgers mit aufgenommen, und da sie sogleich bei Gelegenheit desselben zur Sprache kommen, so mag es genügen, das Recht der Autorschaft für Marpurg hierbei in Erwähnung zu bringen. [Textzusatz der 8. Auflage] - Nur ein sehr wichtiger, in neuerer Zeit erst wieder recht wesentlich hervorgehobener Punkt verdient als höchst beachtenswerth auf das Verdienst dieses Werkchens zurückgeführt zu werden. Er betrifft die technischen Elemente. Marpurg verlangt, daß die Nerven [= Sehnen] beim Spiel ganz schlaff gehalten werden, und die Finger in dem Gefühle einer solchen Freiheit zu lassen sind, als ob sie gar nichts mit dem Spiele zu thun hätten. Dieser allerdings nicht präcis ausgedrückte Wink verräth einen tiefen Einblick in die mechanischen Bedingungen des Spieles, und wir werden später darüber Genaueres mittheilen. - Betreffs sonstiger Aeußerlichkeiten ist es von Interesse, daß der Verfasser den Sitz am Klavier als 6-10 Zoll weit, je nach der Größe des Spielenden, bestimmt, und verlangt, daß der untere Theil des Ellenbogens mit dem Handgelenk und den Fingerspitzen in horizontaler Linie gehalten werde. [Textzusatz der 8. Auflage] -

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