Blasmusik
Diese Beiträge sind entstanden als Sendemanuskripte für die Deutsche Welle, Köln ("Transkriptionsdienst")

Schlachtenlärm und Herrscherlob
oder
Von Jericho bis zum Jüngsten Gericht

Posaunen und Trompeten in der Musikgeschichte

Geschichte der Blasinstrumente und ihrer Musik - 2. Folge

Sendemanuskript
Musik-Nr.: 01
Komponist: Claudio Monteverdi
Werk-Titel: La favola d'Orfeo
Auswahl: Toccata (Anfang) <CD 1, Track 1.> 0:30
Interpreten: His Majesties Sagbutts & Cornetts
Ltg.: John Eliot Gardiner
Label: DGG (LC ____)
419 250-2
<CD 1, Track 1.> Gesamt-Zeit: 0:30
Archiv-Nummer: ____

Schon die Israeliten des Alten Testaments wußten Wunderdinge zu berichten über den Klang ihrer Posaunen und Trompeten:

"Vor den Toren der Stadt Jericho angekommen, bliesen die Hohenpriester des Gottes Jahwe sieben Tage lang in ihre erzernen Instrumente, und alsbald fielen die wehrhaften Mauern der Stadt in sich zusammen, und das Volk Israels erstürmte die Stadt und vertrieb mit der Schärfe des Schwerts Mann und Weib, jung und alt, Schafe und Esel."

Posaunen und Trompeten galten seit alters her als Symbol für Stärke und Macht: zum einen wegen ihrer Lautstärke und ihres festlich-strahlenden Klangs, zum anderen aber auch, weil das Material - Bronze und Messing - teuer und schwierig zu verarbeiten war. Die Trompete unterstützte das Feldgeschrei der einfachen Soldaten, sie erhöhte den festlichen Glanz von Turnieren und Banketten und diente bis weit ins 16. Jahrhundert der gepflegten musikalischen Unterhaltung - wie etwa in den folgenden, anonym überlieferten Tanzsätzen des 16. Jahrhunderts:

Musik-Nr.: 02
Komponist: anonym
Auswahl: [diverse Tanzsätze] <Track 6.7.8.9.> 5:45
Interpreten: The New York Cornet & Sacbut Ensemble
Ltg.: Ben Peck
Label: Pantheon (LC ____)
D 14120
<Track 6.7.8.9.> Gesamt-Zeit: 5:45
Archiv-Nummer: ____
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Es waren die Kreuzritter des 12. und 13. Jahrhunderts, die die Trompete bei den Muselmanen kennenlernten und nach Europa brachten. Schon im Orient hatte sie als Instrument des Sultans und der Kalifen gegolten, und so war es nur allzu verständlich, daß die abendländischen Herrscher, die dem orientalischen Wohlleben und Luxus nacheiferten, ebenfalls die Trompete in ihr Hofzeremoniell einbanden.

Die Trompeter galten als die "Edelleute" unter den Musikern. Bis weit ins 18. Jahrhundert bestimmten die sogenannten Reichsprivilegien,

"daß ein Trompeter gleich einem ehrlichen Offizier gehalten werden solle und daß kein Trompeter mit rangniedrigeren Offizieren Dienst zu tun brauche."

Vor allem aber war verboten, daß

"ein Commandeur - wie leider seit einiger Zeit im Schwange! - einen Trompeter mutwilliger Weise übel tractiere, ihn beleidige oder ihm knechtliche Arbeit vorschreibe."

Noch im 18. Jahrhundert genossen sie den gleichen Schutz wie fürstliche Gesandte und wurden in Kriegszeiten häufig als Verhandlungsparlamentäre eingesetzt, weil

"ein Trompeter ohne Passport zur feindlichen Armee hinanrücken dürfe, wenn er nur in seine Trompete stößt, einem anderen aber dergleichen bei Strafe oder Tod nicht erlaubt sei."

Aber nicht nur die weltliche Macht umgab sich mit dem Klang von Posaune und Trompete. In der Malerei seit der Frührenaissance begegnen einem immer wieder musizierende Engel: Trompete spielend, um die Herrlichkeit Gottes zu preisen, und die Posaune blasend, wenn sie das Jüngste Gericht ankündigen. Es sind dies die Funktionen, die über Jahrhunderte hinweg den beiden Instrumenten zugeordnet werden: Während die Trompete den Anspruch des glanzvoll Repräsentativen unterstreicht, symbolisiert die Posaune die bedrohliche Macht der Gerichtsbarkeit, die Unwiederbringlichkeit des Todes, die Unterwelt - wie in der Eingangsszene von Glucks Oper Orpheus und Eurydike. Während der Chor und Orpheus den Tod der Eurydike beklagen, wird der Orchesterklang beherrscht von dem düster-verhangenen Klang der Posaunen:

Musik-Nr.: 03
Komponist: Christoph Willibald Gluck
Werk-Titel: Orfeo ed Euridice
Auswahl: Eingangschor <CD 1, Track xx.> 3:15
Interpreten: Jochen Kowalski (Orpheus)
Rundfunkchor Berlin
Kammerorchester "Carl Philipp Emanuel Bach"
Ltg.: Hartmut Haenchen
Label: Capriccio (LC ____)
60 008-2
<CD 1, Track xx.> Gesamt-Zeit: 3:15
Archiv-Nummer: ____
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Die Symbolhaftigkeit von Trompete und Posaune hält sich in der Oper bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die Höllenfahrt von Mozarts Don Giovanni wird mit Posaunen begleitet, und die Rettung für unschuldig eingekerkerten Florestan in Beethovens Fidelio kündigt sich durch die Trompetenfanfare des Gouverneurs an.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Trompete zu einem virtuosen Solo-Instrument, das zu allen Gelegenheiten zum Einsatz kam, während die Posaune eine eher untergeordnete Rolle Als "Beerdignungsinstrument" spielte. Ihre Glanzzeit hatte die Tromepete dann im Zeitalter des Barock, also im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Großteil der Trompetenliteratur stammt aus jener Zeit - wie etwa das berühmte zweite Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach.

Musik-Nr.: 04
Komponist: Johann Sebastian Bach
Werk-Titel: Brandenburgische Konzert Nr, 2, BWV
Auswahl: 1. Satz (Anfang) <CD 1, Track 4.> 5:05
Interpreten: The Academy of Ancient Music
Friedemann Immer (Trompete)
Ltg.: Christopher Hogwood
Label: Dec (LC ____)
414 187-2
<CD 1, Track 4.> Gesamt-Zeit: 5:05
Archiv-Nummer: ____
Technik: ausblenden bis 5:05
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Die Solotrompete, die Sie soeben in Bachs zweitem Brandenburgischen Konzert gehört haben, ist ein originales Instrument aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts - ein Instrument, wie es auch Bach gekannt hat. Die leicht angerauhte, bisweilen unsauber klingende Intonation ist nicht technisches Unvermögen des Solisten Friedemann Immer, sondern hängt zusammen mit der Bauart der alten Instrumente.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhundert wurden die verschiedenen Töne der Trompete allein durch Lippenspannung und die Veränderung des Luftdrucks erzeugt. Aber auch mit diesen Techniken konnte man nicht alle Töne der Tonleiter spielen. Eine erste Verbesserung (was den Tonumfang und die Intonations-Sicherheit angeht) brachte dann die Klappentrompete, die der Wiener Trompeter und Instrumentenbauer Anton Weidinger um 1796 erfunden hat. Für ihn und sein neues Instrument hat Joseph Haydn das virtuose Trompetenkonzert in Es-Dur komponiert.

Musik-Nr.: 05
Komponist: Joseph Haydn
Werk-Titel: Trompetenkonzert Es-Dur, Hob. VIIe:1
Auswahl: 3. Satz <Track xx.> 4:55
Interpreten: Friedemann Immer (Trompete)
The Academy of Ancient Music
Ltg.: Christopher Hogwood
Label: L'Oiseau Lyre (LC ____)
417 610-2
<Track xx.> Gesamt-Zeit: 4:55
Archiv-Nummer: ____
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Die Trompete wurde in den Jahrzehnten nach 1800 immer weiter perfektioniert. 1818 - mit der Erfindung der Ventile - erhielt sie dann die Gestalt, wie wir sie heute kennen. Allerdings: für die Weiterentwicklung der solistisch-virtuosen Trompetenmusik hatte diese Erfindung keine Bedeutung mehr.

Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Trompeter vorwiegend in königlichen oder doch zumindest in aristokratischen Anstellungen gewesen. Und dort besaßen sie besondere Privilegien. Während die Geigenspieler und die Instrumentalisten von Holzblas-Instrumenten häufig noch zu anderen Arbeiten - vom Rosen Schneiden bis zu Küchendiensten - herangezogen wurden, ritten die Hoftrompeter zu Pferde einher umnd hatten außer den täglichen Proben keine weiteren Verpflichtungen. In aller Ruhe konnten sie sich ihrem Instrument und der Vervollkommnung ihrer Technik widmen.

Mit der Französischen Revolution von 1789 und dem Niedergang der europäischen feudalen Oberschicht hatte das gute Leben auch für die Trompeter ein Ende. Die Trompete wurde bürgerlich: Sie gliederte sich ein in den klassisch-romantischen Orchesterklang, um gelegentlich einige lautstarke Akzente zu setzen und den Streichern ansonsten zu ein wenig mehr Strahlkraft zu verhelfen.

Zu Ehren kam die Trompete dann wieder beim Opernkomponisten Richard Wagner, der die gegensätzlichen Effekte von wattigem Streicherklang und groß besetztem Blech für seine sinfonisch-dramatischen Klanggemälde nutzte. Die Ouvertüre zum Fliegenden Holländer schildert die Naturgewalten der tobenden See: Bei den sirrenden Geigen hört man förmlich die Gicht spritzen und das Pfeifen des Windes; doch das alles wird beherrscht durch die trotzigen Signaltöne jenes legendären Holländers, der dazu verdammt ist, auf ewig die Meere zu durchsegeln.

Musik-Nr.: 06
Komponist: Richard Wagner
Werk-Titel: Der Fliegende Holländer
Auswahl: Ouvertüre (Ausschnitt) <CD 1, Track 1.> __:__
Interpreten: Orchester der Bayreuther Festspiele
Ltg.: Woldemar Nelson
Label: Philips (LC ____)
416 300-2
<CD 1, Track 1.> Gesamt-Zeit: __:__
Archiv-Nummer: ____
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Der Siegeszug der Trompete: Angefangen hatte es im Vorderen Orient, während des barocken Zeitalters erlebte die Trompete ihre Blüte in Europa - bis sie schließlich nach Amerika gelangte und dort das wichtigste Instrument einer ganz anderen musikalischen Richtung wurde - des Jazz:

Musik-Nr.: 07
Komponist: Louis Armstrong
Werk-Titel: xx
Auswahl: xx <Track xx.> __:__
Interpreten: xx
Label: Name (LC ____)
Nummer
<Track xx.> Gesamt-Zeit: __:__
Archiv-Nummer: ____
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